Giulio Alvise Caselli wurde im norditalienischen Ferrara geboren. Er studierte zunächst Geige am Konservatorium und absolvierte das Studium der Germanistik und Sprachwissenschaft an den Universitäten Ferrara und Regensburg mit summa cum laude.
Gesangsunterricht erhielt er zunächst bei seiner Mutter, der Sopranistin und Gesangsprofessorin Maria Gabriella Munari, dann an der Hochschule für Musik und Theater München bei Wolfgang Brendel und Sylvia Greenberg.
Er besuchte außerdem die Liedklasse bei Helmut Deutsch sowie Kurse bei Mirella Freni, Thomas Hampson und Luciana Serra und war Mitglied der Bayerischen Theaterakademie „August Everding”. Er war Finalist beim Internationalen Wettbewerb Toti dal Monte in Treviso.
Von 2006 bis 2008 gehörte er zum festen Ensemble des Theaters Dortmund. Auf dieser Bühne debütierte er als Figaro in Rossinis „Barbiere di Siviglia” und sang u.a. Marullo in Verdis „Rigoletto”, Moralès in Bizets „Carmen” und Schlemihl in „Les Contes d'Hoffmann” von Jacques Offenbach.
Im Linzer Landestheater sang er 2010 den Schaunard in Puccinis „Bohème” sowie 2009 Frédéric in „Lakmé” von Léo Delibes und Momus in „Platée” von Jean Philippe Rameau.
Von 2011 bis 2017 war er festes Ensemblemitglied am Theater Augsburg und übernahm dort wesentliche Partien seines Faches wie den Graf Almaviva in Mozarts „Le Nozze di Figaro”, die Titelrolle in Mozarts „Don Giovanni”, Dr. Falke in der „Fledermaus” von Johann Strauß, Nardo in Mozarts „La Finta Giardiniera”, den Vater in Humperdincks „Hänsel und Gretel”. Besondere Beachtung erhielt seine Interpretation des Pelléas in Debussys „Pelléas et Mélisande”.
2017/18 gastierte er als Pasquale in „Orlando Paladino” von Joseph Haydn am Theater Hagen.
Im Bereich der neuen Musik engagierte er sich in zahlreichen Produktionen und Uraufführungen. Er sang u.a. den Algerier in „Intolleranza 1960” von Luigi Nono und Hans Scholl in Udo Zimmermanns „Weiße Rose” am Theater Augsburg und wirkte dort in Hans Thomallas „Kaspar Hauser” mit. 2015 sang er die Rolle des Mannes in der Oper „Tahrir” von Hossam Mahmoud am Salzburger Landestheater.
Von 2018 bis 2021 war er festes Ensemblemitglied am Staatstheater Meiningen. Dort sang er u.a. Biterolf („Tannhäuser”) ,Guglielmo („Così fan tutte”), Moralès („Carmen”), Pappacoda („Eine Nacht in Venedig”), den Wirt im wieder entdeckten Werk „Das Schloss Dürande” von Othmar Schoeck, den Bariton in einer szenischen Aufführung von Brahms’ „Liebesliederwalzer” und den Prinzen Andreas Stephan in der Operette „Märchen im Grand Hotel” von Paul Abraham. Sein vorbereitetes Debüt als Wolfram von Eschenbach in „Tannhäuser” auf der Wartburg sowie in der Rolle des Albert in „Werther” von Jules Massenet konnte aufgrund des Corona-Lockdowns nicht stattfinden.
2024 trat er als Astolfo in „Orlando Furioso” von Antonio Vivaldi am Daegu Opera House in Südkorea auf.
Gastengagements führten ihn an die Theater von Aachen, Freiburg, Wuppertal, Würzburg, Trier, Hagen. Bielefeld, Pforzheim, Modena, Novara, Reggio Emilia, Montepulciano, ans Berliner Konzerthaus, an die Rudolf-Oethker-Halle in Bielefeld, zum Rheingau Musik Festival sowie als Don Giovannian die Biennale Venedig, die vom italienischen Fernsehsender Rai3 ausgestrahlt wurde.
Zu seinem Repertoire gehören außerdem Malatesta in „Don Pasquale”, Papageno in der „Zauberflöte”, der Conte Asdrubale in Rossinis „La Pietra del Paragone”, Fernando in Rossinis „La Gazza ladra”, Æneas in Purcells „Dido and Æneas”, Ned Keene in „Peter Grimes” von Benjamin Britten und Belcore in Donizettis „Liebestrank”.
Auch im Konzertbereich ist Giulio Alvise Caselli ein gefragter Interpret. Zu seinen Engagements zähen u.a. Bachs Johannespassion, Berlioz' L'Enfance du Christ, Haydns Missa in Tempore Belli, Orffs Carmina Burana sowie Schuberts Zyklen Die schöne Müllerin und Winterreise und Mahlers Lieder eines fahrenden Gesellen.
Er arbeitete u.a. mit Peter Konwitschny, Christine Mielitz, Doris Dörrie, Monique Wagemakers, Jan Philipp Gloger, Roland Schwab, Lorenzo Fioroni, Anthony Pilavachi, Arthur Fagen, Dirk Kaftan, Roland Böer, Markus Poschner, Domonkos Héja, Leo Siberski, Michael Helmrath, Federico Maria Sardelli, Mirga Gražinytė-Tyla und Thomas Guggeis zusammen.
Er ist Dozent im Fach Gesang an der Musikpädadogischen Fakultät der Universität Augsburg.